Mon dieu, es ist ein Muster

Und wieder sind es nahezu die gleichen Wählerschichten, die überdurchschnittlich rechts gestimmt haben: Arbeiter, einfache Angestellte, Ärmere, Arbeitslose und Bürger mittleren Alters gehörten bei der ersten Wahlrunde in Frankreich zu jenen, die sich häufiger für den Front National entschieden haben. Ähnlich war es bei den Wahlen in den USA (Trump), England (Brexit), Österreich (FPÖ), in den Niederlanden (Wilders) und bei den Landtagswahlen 2016 in Deutschland (AfD). Allmählich entsteht ein Muster rechten Wahlverhaltens.

Die Facetten unterscheiden sich zwar landesspezifisch. In Frankreich wich das Wahlverhalten von Älteren und Rentnern (mehrheitlich Macron) sowie Angestellten im öffentlichen Dienst (mehrheitlich Le Pen) von den Wahlergebnissen anderer Länder ab, dennoch kristallisieren sich allmählich Risikogruppen heraus. Eine Erklärung für die Abwanderung dieser Wählerschichten, die gleichermaßen der Sozialdemokratie und dem Konservatismus zu schaffen machen, könnte die einseitige Fokussierung auf postmaterielle Themen sein. Das Argument lautet ungefähr so: Die Debatte um Gender-Toiletten, Klimawandel und Multikulturalismus treibe die Wähler langfristig weg von den etablierten Parteien hin zur Nichtwahl oder zu den Extremen. Insbesondere die Bindekraft der schwächelnden Volksparteien auf diese Gruppen scheint zu schwinden.

Eine andere These lautet, dass ökonomische Gründe ausschlaggebend sind; sozial und wirtschaftlich Abgehängte oder Menschen mit Abstiegsängsten also für Politiker wie Le Pen oder Trump stimmen. Die These erscheint plausibel, wenn es um Niedriglöhner, Arbeitslose und arme Rentner in abgehängten Regionen geht. In Frankreich konnte Le Pen in den ehemaligen Industrieregionen im Norden und Osten und dem strukturschwachen Süden punkten. Die protektionistische Wirtschaftspolitik der Rechten scheint für viele Wähler in abgehängten Regionen eine Lösung zu sein, um zu alter ökonomischer Stärke zurückzukehren.

Im zweiten Wahlgang am 7. Mai wird sich in Frankreich zeigen, welche Erklärung plausibler erscheint.

Ein Kommentar

  1. jannik · Mai 14, 2017

    Ein guter Artikel zum Thema Rechtspopulismus:

    Ein guter Artikel zum Thema,der mit einer guten Analyse des von der Demographie abhängigen Wahlverhaltens in Frankeich einhergeht. Dieser Artikel stellt berechtigterweise, wie viele in der Öffentlichkeit die Frage wie diese Krise zu lösen ist. Niemand kann dafür ein Patentrezept liefern,weil es verständlicherweise zu abstrakt ist. Doch, stellt sich jetzt schon dar,dass es sozial, wie auch ökologisch und nicht zuletzt gesellschaftlich eine Generationen Aufgabe sein wird, die uns erwartet. Es stellt sich nur die Frage: Werden wir weiter die ausgetretenen Pfade mit den bereits abgenutzten Schuhen gehen können oder benötigen wir im weitesten Sinne vielleicht eine Verknüpfung mehrerer Bereiche, Teildisziplinen und eine Transformation der gesamten Gesellschaft in ihrer Struktur, um uns sprichwörtlich neue Schuhe anzufertigen? Um letzteres werden wir vielleicht nicht herum kommen. Die Frage ist nur wie? Dazu kann niemand, auch niemand der das behauptet ein Patentrezept liefern. […]

    Wir sind der Ansicht, das dies vor allem alternative Konzepte der Volkswirtschaft, der Psychologie der Gesellschaft und vor allem der Nachhaltigkeit hier helfen können. Nicht umsonst, wird mittlerweile über alternative Konzepte in der pluralen Ökonomie diskutiert und nicht umsonst ist es auch ein Erfolg, dass plurale Ökonomie, mittlerweile ein Teil des Studiengangangebotes geworden ist. Es gibt nicht nur eine Richtung der neoklassischen Ökonomie,sondern mehrere Wege, die vor allem Wachstums kritisch sind und einen sehr starken Fokus auf das Soziale in der Gesellschaft legen.

    Transformation der Gesellschaft durch neue psychologische und soziologische Ansätze:

    Als ein weiterer Ansatz, würden wir gerne noch die Idee neuer Ansätze als Leitfrage mitgeben. Ist nicht die Frage spannend, warum sich die kleinen Leute übergangen fühlen, warum sie das Gefühl haben, es kümmere sich niemand um sie? Im Gegensatz dazu, stehen die oberen intellektuellen Schichten, die sich von oben auf den kleinen Mann herab schauen und sich Fragen:Diejenigen im Prekariat und der sozial fernen Schicht, werden unsere Ideen Visionen doch eh nicht begreifen? Was für ein Prozess der Entfremdung, mag da stattgefunden haben? Dabei, würden wir gerne als erweiternde sozialpsychologische Frage das Wort Entfremdung, einmal zur Inspiration weitergeben.Wäre vielleicht ein weiterer Text auf der Basis dieses abstrakten Oberbegriffes in diesem Blog, nicht vielleicht sehr fruchtbar, um den bisherigen sachlichen Gedankenansatz zu Frankreich Wahl erweitern? Würden dies, viele Leser vielleicht als inspirierend und spannend empfinden? Zusammenfassend, stützt sich dieser Kommentar vor allem auf die Veränderung der Volkswirtschaftslehre (nicht zuletzt in einer Folge Denkschritten, dann das Wirtschaftssystem zu verändern) und des sozialen Gesellschaftsbegriffs als eine Gesellschaft des Zuhörens, des Respekts und einem Ansatz der Spaltung (wie derzeit in Europa) entgegen wirkt.

    Hierfür würden wir gerne auf unser laufendes Projekt Multimind verweisen, worin versucht wird einige solcher neuen Ideenkonzepte aufzunehmen und zu analysieren: http://www.multi-mind.info

    Es ist aufgrund der begrenzten Länge eines Kommentars nicht möglich alles im einzelnen auszuführen, aber es ist doch eingegrenzt vielleicht möglich, drei hypothetische Schritte zu zeigen, die als Ziele für eine Inspiration durch neue Ansätze dienen können:

    1. Zum einen stellt sich doch die Frage, ob das ökonomische Grundmodell und die neoklassische Volkswirtschaftslehre überhaupt noch zukunftsgerichtet sind und es nicht vielmehr eventuell Ansätze,wie z.B. die Happiness Economics oder Ansätze wie z.B. die einer Postwachstumsökonomie von Hartmut Rosa und Niko Paech braucht. http://www.postwachstumsoekonomie.de/material/grundzuege/

    2.In dem Ansatz der Postwachstumsökonomie sind soziale Fragestellungen, wie z.B. ein Ende der Spaltung oder die soziologische Transformation enthalten. Braucht es vielleicht ein Ende der Typisierungen, braucht es ein Ende der kommerzialisierenden Einteilung von Menschengruppen und Schichten? Da,das parlamentarische System auf diese drängenden Zukunftsfragen keine Antwort mehr zu bieten scheint, ist die Frage inwieweit wir vor einem neuen 68 stehen? Auf den ersten Blick mögen, die rechten Bewegungen (wie der Artikel zu recht anmerkt) größer werden. Doch, sind sie auf den zweiten Blick vielleicht nicht nur Symptome einer Gesellschaft, die kurz vor der politischen Zerfaserung steht? Denn gleichzeitig, schien es noch nie so viele Protestbewegungen, ökologische Initiativen und auch Ideen neuer sozialer Konzepte zu geben als jetzt. Noch nie, schienen Modelle die Spaltung verhindern, ohne soziale Restriktionen uns so vor Augen zu liegen als jetzt. Vor allem scheint es jetzt möglich, die Generationen jung und vor allem alt zu verbinden, sowie die Vorurteile und herrschende Hierarchiestrukturen fallen zu lassen.

    3.Muss in Zeiten von Gewalt wirklich mit Gewalt geantwortet werden, muss das Schüren von Angst als Schutzwand gegen die mit dem Kampfbegriff besetzten Verursacher von Angst verwendet werden? Oder können wir nicht, besonders im Hinblick auf die oben erwähnten Rechten einen Weg des Dialoges und der Gewaltlosigkeit beschreiten. Auch wenn sie Gewalt in sich tragen,so sind sie doch genauso Menschen, die über eine Würde verfügen und emotional sind. Wäre es vielleicht ein interessantes Konzept sie zur Diskussion zu bitten und darüber auch zu entkräften, anstatt sie zu verteufeln? Vielleicht, wäre es interessant gerade den denjenigen zuzuhören, die man sonst als kleine Leute bezeichnet und die tatsächlich unter schlechten ökonomischen Bedingungen zu leiden haben. In diesem Fall, würden wir gerne auf ein konkretes Beispiel verweisen: Ein Gespräch mit Leuten die Hassmails an Renate Künast schickten und diese sie dann persönlich besuchte, brachten ein interessantes Ergebnis zu Tage: Die Menschen, welche im Internet hasserfüllt waren, standen auf einmal ganz klein vor der Frau. Es kommt also vielleicht auf die Perspektive an. Der einfache Facharbeiter, kann sich nicht vorstellen, das Renate Künast ihn besucht und daher ist sie für ihn die typisierte „böse Politikerin“ aus seiner Perspektive eine Hassperson geworden, die da oben ist und die er deswegen aus dem Reflex heraus bekämpft.Er projiziert auf sie die typisierte Schuld für seine Probleme. Steht diese Frau, aber in Fleisch und Blut vor ihm, so wird sie zur guten Frau Künast, weil sie ein Mensch ist und sich die Perspektive verschoben hat. Liegt dort vielleicht der Schlüssel zum Umgang mit den rechten Tendenzen begraben? Anders beleuchtet, ist es die Frage: Muss ich mich als wieder typisierter „Linker“ hinstellen und mich als linker Parteigänger auf einen Lagerkampf einlassen,ohne anderen zuzuhören? Letzteres, zuhören habe ich umgesetzt und es öffnet sich eine Tür, den gesellschaftlichen Diskurs anders zu sehen.

    Wir hoffen, wir konnten mit diesem Text dazu anregen, die Diskussion im Kopf intellektuell weiter zu führen und für eine gesellschaftliche Transformation, vielleicht auch nur auf einem kleinen Etappenstück zu sorgen. Eine ganz wichtige Sache, würde gerne hervorgehoben werden: Nämlich die das es kein Besser oder schlechter an Meinungen gibt oder mehr Wissen. Dieses hängt immer vom individuellen Standpunkt und den internailisierten Werten ab. Demokratie, ist dazu dazu da sie mit Vielfalt zu füllen und zu leben. Wir wollen auch keinen Kampfbegriffswettbewerb veranstalten, sondern mit unseren Fragen zur Diskussion, über eine Gesellschaftstransformation anregen. […]

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