Im ZEIT Magazin vom 30.12.2014 attestiert Julia Friedrichs die Rückkehr eines verloren geglaubten Gesellschaftstypus – die Rede ist vom Biedermeier. Bevor man sich dieser gewagten und zugleich verständlichen These zuwenden kann, muss ein begriffstechnischer Schärfegrad hergestellt werden. Mir war der Unterschied zwischen dem Typus des „Biedermeier“ und dem des „Spießer“ lange nicht klar – und ich glaube auch jetzt noch, dass beide sich an einigen Punkten überschneiden. Abgrenzend charakterisieren lässt sich der Biedermeier wohl am Besten durch den konsequenten Rückzug ins Private, die Abkehr vom gesellschaftlichen Miteinander. Durch die Flucht ins private Idyll werden gesellschaftliche Probleme und Zukunftsfragen ausgeblendet. Bezogen auf die heutige Zeit bedeutet das: Neues Interesse am Haus im Grünen, Rückzug von der komplexen (Arbeits)Welt in Handarbeit, Kochen und Seelenpflege.
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